Dies war die Zeit, in der ich lernte, "Dinge" mit mir selbst auszumachen.
Ohne äußere Hilfe, aber schon damals mit Herzensmenschen um mich herum, mit denen ich sprechen, denen ich mich anvertrauen konnte.
Natürlich ging das Leben weiter und ich wuchs in die Last meiner Schuldgefühle und lernte mit ihnen umzugehen und mit ihnen auszukommen.
In vielen schlaflosen Nächten drehte sich alles um meinen Anteil an dem Selbstmord, um meine Schuld, mein Nichtsehen, mein nicht Wahrnehmen und um die Idee, was gewesen wäre wenn....
Ich halte das deshalb hier fest, weil es für das aktuelle Jahr, das Jahr, in dem ich dies hier schreibe, noch einmal eine besondere Rolle einnehmen würde.
Ich lernte, mir zu vergeben.
Es dauerte lange, es dauerte viele Jahre, aber ich lernte es.
Derweil ging die Schule weiter. Ich war eine jene Schülerinnen, die niemand gern unterrichtete. Trotzig, voller Widerworte, im Grunde gegen alles.
Aufmüpfig wurde das damals genannt. Ich war eine aufmüpfige Person.
Es gab nur zwei Fächer, die mich begeisterten. Später kam ein drittes Fach hinzu.
Ich liebte den Deutschunterricht und ich war fasziniert von Geschichte.
In Deutsch arbeitete ich voller Eifer mit, in Geschichte schüchterte mich der junge, dynamische und allseits beliebte Lehrer ein und ich hörte schweigend zu, gestaltete wunderbare Hefte, sprach aber nicht oft und nicht viel.
Heute würde man es Portfolioarbeit nennen.
Später war es das Fach Philosophie, das mich sehr anzündete und in dem ich rege und aktiv war.
Es sollte aber noch einige Jahre bis dahin dauern.
Zuerst veränderte ich mich.
Während mein inneres Leiden, meine innere Veränderung weitgehend unbemerkt blieb, waren die äußerern Veränderungen, sehr zur Scham meiner Eltern, deutlich sichtbar.
Vielleicht wollte ich einfach nur nach außen zeigen, wie ich mich innerlich fühlte.
Ich zog mich nur noch schwarz an, meine Haare standen mir - mittels viel Spray gestylt - im wahrsten Sinne des Wortes zu Berge und schwarze Boots an den Füßen stampfte ich wütend durch mein Leben.
Und durch meine weitere Schulzeit.
Ich glaube, diese Wut konnte ich während meiner ganzen restlichen Schulzeit nie wieder ablegen.