Der Montag danach in der Schule war geprägt von Betroffenheit.
Aber es war nicht nur Betroffenheit, wir waren gefangen in großer Hilflosigkeit
und den Lehrkräften ging es ähnlich.
Lorenzos Platz blieb frei.
Es gab keine Seelsorger oder Psychologen, niemand, der versucht hätte, unsere Gedanken und Gefühle aufzugreifen.
Wir befanden uns in einer schmerzenden Blase der Zerrissenheit.
Und ich war gefangen in Schuldgefühlen.
Die Schule war Schule und machte eben weiter. So wie Schule sein kann, aber niemals sein sollte.
Schule, das war für mich in dieser Zeit mehr denn je nur der Ort, an dem ich andere Menschen traf.
Der Unterricht drumherum musste abgesessen werden, wichtig waren die Gespräche mit den anderen, das Zusammensein.
Die gemeinsame Trauer.
Ich hatte ohnehin nie viel gelernt, geübt oder gar aktiv am Unterricht teilgenommen - ausgenommen in meinen Lieblingsfächern.
Nun saß ich meine Zeit nur noch ab.
Ich schrieb auch während des Unterrichts Tagebuch, kam ich nach Hause schrieb ich weiter und musste damit zurechtkommen, dass meine Mutter ausgiebig und permanent über Lorenzos Tod sprach.
In einer für mich schmerzhaften und unsensiblen Art und Weise, nahezu unerträglich, aber es war ihre Art, damit umzugehen.
Meine Tagebücher füllten sich.
Es war mir unbegreiflich, wie "Schule" erwarten konnte, dass wir weiter "funktionierten", so als sei nichts gewesen.
So, als hätte sich nicht ein Mensch unserer Klasse vor einen Zug geworfen.
So, als sei alles in bester Ordnung.
Und meine Wut auf "das System" Schule und meine Wut auf mich wuchsen.
Ich war einfach nur ein pubertierender, wütender, mich unverstanden fühlender junger Mensch.
Es wurde noch ein wenig schlimmer, als bei einigen Menschen Abschiedsbriefe von Lorenzo eintrafen.
"So if you need to belive in someone
Just pretend it's me
It ain't enough that we meet as strangers
I can't set you free.
So will you turn your back forever.....
On what you mean to me?"