Und dann geschah doch etwas Schönes.
Ich verliebte mich. Voll und ganz und mit allen Schmetterlingen im Bauch, dem Geheimnisvollen, all den Unsicherheiten, der Magie.
Ich war 14, möglicherweise auch nahe an 15 - so ganz genau weiß ich das nicht mehr.
Lorenzo ging in unsere Klasse und ich mochte ihn wirklich so wahnsinnig gern.
Nachmittags trafen wir uns im Park eines nahegelegenen Krankenhauses und gingen dort umher.
Sprachen miteinander, waren sehr befangen, alles war neu.
Neben meinen Anstrengungen, in der Klasse anerkannt zu werden, war ich nun von der neuen Situation
überwältigt.
Eigentlich gab es immer Situationen und Ereignisse, die wichtiger in meinem Leben waren als die Schule
oder das Lernen.
Mittlerweile waren die kleinen Tagebücher dicken Aktenordnern gewichen, die ich mit meinen Gefühlen und
Erlebnisse, meinen Gedanken, Sorgen und Hoffnungen füllte.
Sie ließen sich nicht gut verstecken und ich war immer in großer Sorge, dass jemand sie finden und lesen könnte,
der sie nicht finden und lesen sollte.
Denn hätte ich gewusst, dass jemand diese Texte liest, ich hätte mich entblößt gefühlt, nackt, angreifbar, verletzlich.
Lorenzo war auch ein wenig anders als die anderen und vielleicht war das der Grund, das wir uns fanden.
Wenn ich an diese wenigen Wochen zurückdenke, schleicht sich immer noch ein Lächeln in mein Gesicht.
Ich kann die Aufregung noch fühlen, die Bauchtumulte, die Naivität des ersten Verliebtseins.
Ich denke an das heimliche Blicke zuwerfen im Unterricht, das Unbedarfttun und doch so Aufgeregtsein.
Ich denke an heimliches Händchenhalten und die ganze Unschuld in diesen Tagen.
Meine Gedanken und mein Herz waren angefüllt von diesen neuen Gefühlen und Schule wurde wichtig, weil Lorenzo wichtig war.
Ich wusste damals nicht, dass unsere Geschichte tragisch enden würde.
Damals war alles noch hell und licht und wunderbar.