Ich würde gern auf meine eigene Schulzeit zurückblicken können und mich an heitere, lichte, fröhliche und glückliche Momente erinnern.
Doch meine Erinnerung ist überschattet von schweren, traurigen und düsteren Schulmomenten.
So, wie Schule nicht sein sollte.
Es muss recht laut geklatscht haben, als Frau Schwan mir eine Ohrfeige gab.
Eine Ohrfeige, weil mein Vergehen war, dass ich in der Hofpause zur Toilette musste.
Auf die Toilette, die sich nur im Gebäudeinnern befand und dort hatten wir - während der Pause - keinen Zutritt.
Ich war eine aufmüpfige Viertklässlerin, die wirklich dringend zur Toilette musste. Ich meine genau dieses Dringend, das keinerlei Aufschub mehr Vertrug.
Also schlich ich mich in das Gebäude und kam meinem Drang nach.
Als ich mich aus dem Gebäude zurückschleichen wollte, erwischte mich Frau Schwan.
Frau Schwan war die furchteinflößendste Lehrerin der Schule.
Meine Textillehrerin, womit wir beide ohnehin schon auf Kriegsfuß standen.
Frau Schwan schrie mich an und dann gab sie mir eine Ohrfeige.
Vor allen anderen Kindern.
Es klatschte.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es laut klatschte und es war nicht die Ohrfeige an sich, die mich demütigte, sondern die Tatsache, dass alle Kinder zuschauten, denn sie warteten auf das Schellen und den Einlass nach der Pause.
Als ich gedemütigt nach Hause kam und ich mir Zuspruch von meinen Eltern erhoffte, gab es nur weitere Schelte.
"Warum hältst du dich auch nicht an die Regeln?", wollten meine Eltern wissen und damit war für sie das Thema erledigt.
Wenn ich an meine Grundschulzeit denke, ist das die erste Erinnerung, die mir in den Sinn kommt.
Damals hatte ich noch nicht gelernt, mich auf Positives zu besinnen.
Manchmal, ganz manchmal träume ich auch heute noch von dieser Ohrfeige.
Es sind 45 Jahre seitdem vergangen.
Moin Susanne!
Ich fühle mich gerade zurückversetzt durch dein Geschichte. Auch ich habe noch die erste und einzige Ohrfeige meiner Lehrerin im Kopf.
Ich hatte einen Kaugummi im Mund während des Unterrichts. Den fordert sie ein, indem sie mich nach vorne an den Pult zitierte. Auf ihre Frage, ob ich einen Kaugummi im Mund hätte, gab ich ein Nein zur Antwort. Daraufhin klatschte es derart auf meine Wange, dass ich selbst nach 4 Stunden Schule immer noch Fingerspuren in meinem Gesicht trug. Die bemerkte meine Mutter und ich musste beichten. Das hatte zur Folge, dass ich eine weitere Ohrfeige bekam.
Auch ich fühlte mich gedemütigt, weil es meine Mitschüler mitbekamen und zuhause dann noch meine Geschwister :-(
Danke übrigens für all deine Einblicke, die ich meistens stumm mitlese.
Liebe Grüße
Anne
vom 22.10.2023, 07.39